Vergessene Ausbildungsberufe aus den Anfangsjahren des ILW Mainz

Im September beginnt ein neuer Ausbildungs-Jahrgang junger Menschen beim ILW. Aus diesem Anlass wird an die Ausbildungsberufe erinnert, mit denen das ILW bei seiner Gründung 1928 startete.

Die Unternehmenschronik des ILW zählt fünf Lehrberufe für den ersten Ausbildungs-Jahrgang der "Industrie- und Lehrwerkstatt" Mainz auf: Dreher, Schlosser, Spengler, Installateur und Elektroinstallateur. Berufsbilder, die es heute wegen des technischen Fortschritts, der Digitalisierung und geänderter Markt- und Rahmenbedingungen so nicht mehr gibt. Die mit ihnen verbundenen Fertigkeiten hingegen sind weiterhin gefragt.

Dreher sind Fachkräfte, die Werkstücken eine geometrische Form geben, indem sie mechanisch von Rohteilen überschüssiges Material in Form von Spänen abtrennen. Man spricht daher auch von "zerspanen". Sie arbeiten dabei mit konventionellen oder auch mit computergesteuerten Drehmaschinen. Dieser Ausbildungsberuf wurde inzwischen durch den des Zerspanungsmechanikers abgelöst.

Der Schlosser hat sich aus dem Schlossschmied entwickelt, der über das Schmieden hinaus weitere Bearbeitungsverfahren beherrschte, die ihn in die Lage versetzten, Schlösser zu fertigen. In der Industrie bildeten sich u.a. die Spezialisierungen des Betriebs- und Maschinenschlossers heraus, die inzwischen in das Berufsbild des Industriemechanikers eingegangen sind.

Die Berufsbezeichnung "Spengler" ist heute noch in Süddeutschland sowie in Österreich und der Schweiz gebräuchlich, im Norden ist der Name "Klempner" für denselben Beruf üblicher. Der Spengler hat ursprünglich Spangen und Beschläge gefertigt. "Klempen" bedeutet "Blech hämmern", "klampen" soviel wie (mittels Falztechnik) "fest verbinden". In diesem Sinne bearbeitete der Klempner Bleche, um Häuser wetterfest zu machen. Er stellte z.B. Dachrinnen, Fassadenverkleidungen, Kaminfassungen und Fenstersimse her. "Nachfolger" ist heute der Konstruktionsmechaniker. Die Umgangssprache bezeichnet (fälschlicherweise) den Gas- und Wasserinstallateur als "Klempner", weil dies früher der gleiche Beruf war.

Die Bezeichnung "Installateur" gibt einen ersten Hinweis auf seine ursprüngliche Haupttätigkeit: das Einbauen von Anlagen, z.B. im Zusammenhang mit der Gas- oder Wasserversorgung, mit Heizung, Lüftung oder Elektrotechnik (Elektroinstallateur). Früher montierte der Installateur vorgefertigte Geräte und Anlagenkomponenten, seine Arbeitstiefe war deutlich geringer als z.B. die des Heizungs- oder Lüftungsbauers. Heute ist sein Arbeitsfeld in dem komplexen Berufsbild des Anlagenmechanikers aufgegangen.

In den fast 100 Jahren seit der Gründung des ILW Mainz haben die Industrieberufe eine zunehmende Spezialisierung erfahren. Dementsprechend breit ist das Spektrum der  Ausbildungsberufe geworden. Heute bietet das ILW seinen Mitglieds- und Kundenunternehmen  die überbetriebliche Ausbildung in insgesamt 27 Berufen/Fachrichtungen aus den Bereichen Metall und Elektrotechnik/Mechatronik an. 

Download
Artikel als Downloadversion
Vergessene Ausbildungsberufe aus den Anfangsjahren des ILW Mainz
ILW Artikel 23.08.pdf
Adobe Acrobat Dokument 324.4 KB