Happy Birthday!

Zum 93. Mal jährt sich in diesem Monat der Tag der Eintragung in das Genossenschaftsregister: Den 20. März 1928 erinnert das ILW Mainz als seinen „Geburtstag“.

Am 1. April 1928 startete der „Geburtsjahrgang“ mit 44 Auszubildenden bei dem damals „Industrie-Lehrwerkstatt Mainz eGmbH“ genannten ILW. Eine spätere Satzungsänderung machte den Zusatz „mit beschränkter Haftung“ (mbH) überflüssig, indem sie regelte, dass die Haftung jedes Genossenschaftsmitglieds auf die Höhe seines Geschäftsanteils beschränkt ist. Darum firmiert das ILW heute nach einer Namensänderung zu „Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung eG“ als „eingetragene Genossenschaft“ (eG). 

Die Firmenchronik berichtet, dass die ersten Auszubildenden beim ILW die Berufe Installateur, Elektroinstallateur, Dreher, Schlosser oder Spengler erlernen konnten. Das heute nicht mehr so gebräuchliche Wort „Spengler“ bezeichnet Handwerker, die Metallbleche be- und verarbeiten, z.B. für Dächer und Dachrinnen. Ein Meister und zwei Vorarbeiter bildeten die jungen Menschen in zentraler Mainzer Innenstadtlage in der Dagobertstraße aus. Dort hatte das ILW Räume im Gebäude der Reichsbahndirektion angemietet – der Standort Mainz spielte seinerzeit eine wichtige Rolle in der Eisenbahnverwaltung der Rhein-Main-Region. 

Im Vergleich zu heute war die erste Maschinenausstattung bescheiden: Fünf Drehbänke, eine Hobel-, eine Fräs- und eine Tischbohrmaschine sowie eine Mechaniker-Drehbank standen zur Verfügung. Das übersichtliche Budget von 7.000 Reichsmark - nach heutiger Währung umgerechnet gut 25.000 EUR - stellten die sechs Gründungsunternehmen sowie die IHK Rheinhessen zur Verfügung. Der Stundenlohn eines Auszubildenden betrug acht Pfennige im ersten und stieg bis auf 26 Pfennige im vierten Lehrjahr (das entspräche heute 29 bzw. 94 Cent). Dazu gab es anfangs drei Tage bezahlten Urlaub, ab dem zweiten Lehrjahr kam ein vierter Tag hinzu. Das erscheint heute sehr wenig, konnte sich aber nach den Verhältnissen der Zeit um 1928 durchaus sehen lassen.

Schon kurz nach der Gründung stand das ILW vor ernsten Herausforderungen: Die Weltwirtschaftskrise, die mit dem Börsencrash im Oktober 1929 in den USA ihren Ausgang nahm, erreichte bald auch Deutschland und verursachte massive Einbrüche der industriellen Produktion. Das wirkte sich auch auf das ILW aus, weil Betriebe weniger oder gar keine Auszubildenden mehr entsenden konnten. Eine tiefe Zäsur bildete der Zweite Weltkrieg, die Räume des ILW wurden schwer beschädigt und Werkzeuge und Maschinen gestohlen. Die Wiedereinrichtung nach dem Krieg gelang und die Ausbildungskapazitäten wuchsen nach schwierigen ersten Jahren mit der wieder aufblühenden deutschen Wirtschaft. Weil es schließlich in der Dagobertstraße zu eng wurde, beschloss das ILW einen Neubau in Mainz-Mombach, der 1976 an dem heutigen Standort An der Brunnenstube 39 bezogen werden konnte. 

In den über 90 Jahren seines Bestehens hat das ILW viele Änderungen erfahren: Die Maschinenausstattung hat infolge des technischen Fortschritts ganz andere Dimensionen angenommen, und die Zahl der Auszubildenden ist auf rd. 550 im Jahr gestiegen. Geblieben ist die Notwendigkeit, immer von neuem den Herausforderungen der Zeit zu begegnen – heute bedeutet das insbesondere, junge Menschen auszubilden für eine sich dynamisch entwickelnde und sich zunehmend digitalisierende Industrie.

Download
Artikel als Downloadversion
Happy Birthday!.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.6 MB